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Bogenschießen => Bögen => Thema gestartet von: Whippet am September 17, 2010, 22:01:32



Titel: Handschock
Beitrag von: Whippet am September 17, 2010, 22:01:32
Moin zusammen!
Hihi... das wird einer der seltenen Fragestellungen, bei denen die vermutete Antwort schon vor der Frage gegeben wird:

"Das muss man am besten selber ausprobieren!"  ;D

Und nun zum Diskussionspunkt:
Viele Hersteller ... also eigentlich alle... werben bei ihren Langbogen immer mit "sehr geringer bis kein Handschock". Also ich möchte das mal ganz arg bezweifeln.
Aus meiner Sicht (und ich bin ein sehr sensibler Jagdrecurve-Schütze) haben alle Langbogen einen Handschock, die Frage ist nur die Ausprägung. Den sanftesten habe ich mal bei einem Bogen vom Hubertus Etzler gehabt. Fast ein Traum. Bei anderen Bogen, welche in der Beschreibung "keinen Handschock" hatten, habe ich das Gefühl gehabt, dass es mir mein Handgelenk bricht. Ich weiss ja nicht... aber mittlerweile umspielt meinen Mund ein sanftes Lächeln, wenn ich solche Texte lese. Und ich denke mir: "Jaja..."
Wie ist denn die Meinung der erfahreneren Langbogenschützen unter uns?
...Und der Quick-Stick zählt dabei nicht!!! Der ist ein "Nur noch geiler" Hybrid..  ;D


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: pn am September 18, 2010, 18:44:26
Heißt das der Quickstick hat keinen Handschock? Beim Turnier im Paartal habe ich spaßeshalber einen Recurve - Kollegen mit meinem Quicki schießen lassen, der meinte im sei fast der Bogen aus der Hand geflogen! Ich persönlich bin der Meinung, im Gegensatz zu meinem Border Langbogen schießt sich der Quickstick wie ein Lamm, was den Handshock betrifft. Wobei dich auch der sogenannte Hybrid mehr durchschüttelt, als bzw. der Redman aus gleicher Quelle.

By the way... kann mir mal jemand einen link o.ä. geben wo die Definition für Langbogen, Recurve usw. von offizieller Stelle zu lesen wäre. Ich habe inzwischen nämlich unterschiedlichste Aussagen zu diesem Thema bekommen.

Einmal sei die Definition: Die Sehne darf an keiner Stelle auf den Wurfarmen aufliegen... dann wäre der Quickstick ein Langbogen.
Oder: Der Abstand Sehne - Wurfarm muß in Richtung des Mittelteils ständig größer werden... dann ist der Quickstick kein Langbogen.
Die letzte Aussage zu diesem Thema war: Deutsches Regelwerk: Aussage 1 d.h. Quickstick gilt als Langbogen, europäisches Regelwerk: Aussage 2, d.h. Quickstick kein Langbogen.

Insofern--> Ziemliche Verwirrung.... ???.

Mein persönliches Fazit: Ist mir eigentlich Wurscht... schießt sich einfach geil, auch mit Holzpfeilen! aber... irgendwie interessiert´s mich doch!


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: Whippet am September 19, 2010, 07:41:05
Da hast Du Recht... meine Frage war ungenau gestellt. Ich wolle die glasbelegten Langbögen mit einschließen, sorry.
Nach IFAA muss der Bogenrücken komplett zu Sehne gerundet sein, nach FITA langt es, wenn die Sehne den Wurfarm nicht berührt. Also fällt der Quickstick nach IFAA nicht unter die Definition eines Langbogens (Wurfarm im gespannten zustand fast gerade)

Aber wie soll man nun als Kunde diese Aussage "kein / geringer Handschock" bewerten können? Also ich persönlich schenke ihr erstmal nie Glauben, aus negativer Erfahrung.


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: africanarcher am September 19, 2010, 17:59:06
Handschock ist immer subjektiv.
Natürlich, das wisst Ihr alle selber, abhängig von z. B. Bogenlänge, Konstruktion, Pfeilgewicht, Sehnenart, Aufspannhöhe. Also Vorsicht bei: Ich hab mal den …. von …geschossen – Furchtbar! Wenn der Tester einen anderen Auszug als der Besitzer hat, kann der bester Custom Bogen schlagen. Auch die Materialien sind entscheidend.
Da Jerry Hill z. B. ActionWood verarbeitet hat, schlugen seine „Hill“ Bogen deutlich mehr als die von den Herstellern, die nach Hill Art mit Bambus oder anderen, natürlichen Laminaten gearbeitet haben.
Bei hochwertigen Custon Bogen sollte der Handschock aber bei richtiger Aufspannhöhe und Pfeilgewicht; gerne vorher mit dem Bogenbauer abklären, gering ausfallen.


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: Feanor am September 27, 2010, 16:11:39
Hmmm, dem würde ich gegenüberstellen: Handschock ist immer objektiv! :)

Eigentlich stellt der Handschock eine objektiv zu berechnende Größe dar die proportional zum Wirkungsgrad ist. Der Wirkungsgrad ist der Quotient aus der Energie welche am Ende im Pfeil landet (E kin) und der Energie die du in den Bogen reinsteckst um in zu ziehen (E pot). Je höher der Wirkungsgrad desto geringer ist die nach dem Pfeilabschuss im Bogen verbleibende Energie und somit der Handschock. Es gibt viele Varianten den Wirkungsgrad eines Bogens zu erhöhen, das liegt quasi zum Teil in den Händen des Bogenbauers (z.B. ein gutes Verhältnis zwischen dem Gewicht der Wurfarme und der in den Wurfarmen gespeicherten Energie oder eine nichtlinearen Kraftanstieg beim Auszug (nichtlineare Beschleunigung beim Abschuss). Andererseits kannst du den Wirkungsgrad eines jeden Bogens auch selbst beeinflussen: Einfach durch das Pfeilgewicht! Ok, ich gebe zu du veränderst nicht wirklich den Wirkungsgrad des Bogens aber du nutzt den Wirkungsgrad den dein Bogen mit verschiedenen Pfeilgewichten hat. Ganz einfach heisst das wenn du mit einem 60 Pfund Langbogen einen Pfeil von 1200 grain (ca. 78 Gramm-was denke ich recht schwer ist) abschiesst wirst du wohl einen Wirkungsgrad von ca. 80-90 % erreichen. Dementsprechend ist der Handschock eher minimal (deine Pfeilgeschwindigkeit aber auch :)). Verschiesst du jedoch einen Pfeil mit sagen wir mal 240 Grain (ca. 15 Gramm) hast du einen Wirkungsgrad von vielleicht noch 20 % (Nahe Leerschuss). Demnach saust dir die (fast) gesamte Kraft nach dem Schuss in das Handgelenk.
Folgt man dem, hat praktisch jeder Bogen (ob Lang-oder Recurve) riesigen oder keinen Handschock je nachdem welches Pfeilgewicht man benutzt.
So ich hoffe mal das war hilfreich,
Grüße, Feanor


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: jan am September 27, 2010, 23:49:01
mensch feanor: dank dir! meine rede.

dazu kommt noch eins. einen langbogen greifst du schlichtweg anders als einen recurve.´den hohen druckpunkt kannst du zuhause lassen, statt dessen greift du zu und hälst den bogen fest. wie das physikalisch erklärbar ist, krieg ich nicht hin.

und noch zur pfeilgeschwindigkeit bei schweren pfeilen. ein guter bogenbauer kann die wurfarme so designen, dass sie entweder durch die modernen mini querschnitte wenig schwungmasse und überproportíonal geschwindigkeit bei leichteren pfeilen erreichen. oder aber durch materialauswahl und zum tip hin leicht ansteigende querschnitte eben im verhältnis mehr power auf schwere pfeile bekommen. ist aber nur ein erfahrungswert von mir. mit physik oder messgeräten hab ich das noch nicht erklärt bekommen...  könnt ihr mir da helfen? 


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: Feanor am September 28, 2010, 10:57:36
Hmmm das ist knifflig vor allem weil ich nicht weis ob ich dich richtig verstanden habe. Zuerst die Sache mit dem hohen Druckpunkt: Ich denke du meinst das man den Langbogen quasi mit der ganzen Hand greift und der Rückstoß dann quasi im Handballen landet, während man den Recurve mehr im Spann zwischen Daumen und Zeigefinger hält!? In dem Fall könnt ich mir vorstellen das die Kraft beim Langbogen direkt im rechten Winkel auf das Handgelenk wirkt während sie beim Recurve mehr schräg nach oben sozusagen über das Handgelenk wirkt und damit die Hand etwas auslenkt (in der Weise wie man das bei Schützen mit Handfeuerwaffen kennt). Damit hast du beim Recurve eine Art natürlichen Stossdämpfer während es beim Longbow direkt in gerader Linie bis zur Schulter durchgereicht wird (damit wird der Handschock ja doch wieder subjektiv :) ).
Das mit den schweren Spitzen ist schwierig. Klar leichte Spitzen werden schneller und können leichte Pfeile ordentlich beschleunigen. Immer vorausgesetzt sie bleiben schmal um den Luftwiderstand zu minimieren und sie haben die nötige Dicke um die nötige Steifigkeit zu erreichen. Allerdings kann man das Spiel nicht zu weit treiben um die Verwindungssteifigkeit und die Bruchsicherheit nicht zu gefährden. Du sagst wenn die Querschnitte zum Tip hin ansteigen bringt das Vorteile bei schwereren Pfeilen. Vielleicht lässt sich das folgendermaßen begründen: Klar, der dickere Querschnitt bringt erst einmal mehr Stabilität um den schweren Pfeil zu beschleunigen (höherer Wirkungsgrad, da wird mehr Energie übertragen). Das höhere Gewicht der Tips bewirkt jedoch erst mal das diese sich nach dem Release langsamer nach vorn bewegen. Sagen wir mal 1/8 langsamer. Die übertragene Energie ist genauso groß wie bei dünnen (leichten) Tips da sie ja mehr Masse haben. Allerdings ist der Luftwiderstand viel geringer. Klingt erst einmal seltsam wenn sie nur 1/8 langsamer sind, ergibt aber Sinn wenn man bedenkt das der Luftwiderstand mit der Geschwindigkeit im Quadrat wächst. Das heisst die schweren Tips werden viel weniger ausgebremst. Das ist der gleiche Effekt wie bei leichten oder schweren Pfeilen. Am Anfang haben beide die gleiche kinetische Energie, der leichte Pfeil ist schneller, der schwere langsamer. Durch die höhere Geschwindigkeit macht dem leichten Pfeil aber der viel höhere Luftwiderstand immens zu schaffen weshalb er abbremst bis er ungefähr die Geschwindigkeit des schweren Pfeiles hat (gleicher Querschnitt der beiden Pfeile vorausgesetzt). Dabei hat der leichte Pfeil allerdings viel weniger kinetische Energie weil er weniger wiegt aber nur mehr die gleiche Geschwindigkeit hat. Und deshalb ist das Zielen mit leichten Pfeilen auch auf weitere Entfernung relativ schwierig aber ich glaub das führt jetzt zu weit und ist Off Topic.

Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen und bitte unbedingt bescheid sagen wenn ich hier irgendwo einem Denkfehler erlitten bin!

Grüße Feanor   


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: jan am September 28, 2010, 21:04:54
hey feanor - ich glaub ich will ein kind von dir!

wir sollten wirklich die ganze nacht am lagerfeuer zusammensitzen und verschiedenste theorien durchgehen...
deine überlegungen klingen sinnvoll - dazu kommt noch eine art hebelwirkung der ansteigenden tip querschnitte. so in der art der hebel bei reiterbögen.

was fast noch besser als philosophieren ist: den pfeilflug mit einem vollen köcher auf einen 60 mtr bison zu studieren...

aber nocnmal zum handschock:
einen locator langbogengriff greift du mit der ganzen hand und verteilst den druck schön vollflächig (meine meinung). d.h.auch, dass wesentlich mehr kontaktfläche zum bogen entsteht als bei einem recurve mit dem druckpunkt zwischen daumen und zeigefinger. außerdem greift du fester zu, d.h. du hast mehr muskelanspannung. und diese beiden faktoren: große kontaktfläche und mehr kontraktion im system handgelenk - bogenarm sollten den größeren handschock bei langbögen auffangen...


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: pn am Oktober 02, 2010, 21:25:21
@feanor

Hallo feanor,

mit der Handschockerklärung komme ich verständnismäßig nicht so ganz mit. Wenn man den Ablauf energiemäßig betrachtet, dann geht doch die Federenergie des Bogens 1/2 D x s2 in kinetische Energie 1/2 m x v2 über, was bedeutet dass der leichtere Pfeil schlicht schneller wird. Betrachtet man allerdings den Grenzfall "Leerschuß" wird keinerlei Energie übertragen, alle Energie geht in den Handschock. Nimmt man einen superleichten Pfeil an, z.B. 1 Gr., so kann man sicherlich gedanklich nachvollziehen, dass auch hier die meiste Energie in den Handschock eingeht. Allerdings glaube ich nicht an einen linearen Zusammenhang, will heißen ab einem bestimmten Gewicht sollte der Wirkungsgrad ähnlich bleiben und der Pfeil einfach schneller werden. Vielleicht gibt´s ja da Messungen dazu.

Oder ich mache einen Denkfehler.....  ???

Vielleicht hat ja jemand dazu eine Erklärung.

Ciao

Peter


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: africanarcher am Oktober 04, 2010, 21:33:45
Es gibt in einigen US- Publikationen Messergebnisse dazu; Fragt jetzt nicht in welchen, sonst muss ich tagelang suchen,die besagen, das der Wirkungsgrat zwar ansteigt, aber ab nicht im linearen Verhältnis, das ist richtig. Er wird zwar immer höher, je höher das Zuggewicht mit passenden Pfeilen wird, aber eben nicht gleichmäßig.



Titel: Re:Handschock
Beitrag von: grubenreiner am Oktober 04, 2010, 22:29:47
Ich schieße ja nur Langbögen, und mit gutem Tuning, Standhöhenanpassung, gut platzierten Silencers und schweren Pfeilen hab ich soweit ich fühle keinen Handschock. Ungetunt waren aber auch die meisten Recurves die ich ausprobiert habe handschocklastig.

evtl. bin ich da aber auch eher unempfindlich, was mich mehr stört, ja zur Verzweiflung bringen kann sind laute Bögen, da kann ich gar nich schießen so stört mich das. Vielleicht sind wir da alle etwas an anderen Faktoren empfindlich, n Bekannter von mir kann z.B. keine Silencer verwenden weil er sich einbildet die stören seine Balance..... ???


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: Feanor am Oktober 05, 2010, 12:15:47
@pn Es gibt Messungen dazu z.B. hier :http://www.atarn.org/islamic/akarpowicz/turkish_bow_tests.htm

Nun ja, theoretisch müsste der leichte Pfeil einfach schneller werden. Das macht er auch aber nicht im gleichem Maße wie er leichter wird. Das hängt soweit ich weis von der Bogengeometrie und dem Gewicht der Wurfarme ab. Dieses Gewicht nimmt nicht mit der Pfeilmasse ab, muss aber auch beschleunigt werden und das geht bis höchstens zur Leerschussgeschwindigkeit.
Der andere Punkt ist die Bogengeometrie: Betrachtet man das Auszugsdiagramm eines Langbogens so wird der Pfeil linear beschleunigt Am Anfang mit deutlich mehr Kraft als am Ende (lineare Abnahme). Da F=m*a ist a=F/m. "m" die Masse des Pfeiles bleibt konstant während F abnimmt das heisst der Pfeil wird am Anfang des Release am stärksten beschleunigt und am Ende kaum mehr. Das ist zwar beim Recurve auch so aber hier verläuft das Kraft/Weg Diagramm nicht linear. Der Pfeil wird (im Verhältnis zum Langbogen) am Anfang schneller beschleunigt in der Mitte weniger und bekommt am Ende noch einmal einen richtigen Hieb mit. Das ist der Punkt den ich nicht genau erklären kann: Ich denke beim Langbogen fliegt der Pfeil (übertrieben dargestellt) der Sehne im letzten Bereich regelrecht davon (oder er liegt recht locker darauf) während er im beim Recurve noch einmal richtig rein gedrückt wird (Daher höherer Wirkungsgrad).

Wie du oben auf der Seite einsehen kannst nimmt der Wirkungsgrad tatsächlich mit abnehmendem Pfeilgewicht ab. Die Geschwindigkeit mit der der Bogen nach vorn schnellt wird aber sicher ab einem bestimmten Pfeilgewicht nahezu gleich bleiben (aufgrund der Eigenbeschleunigung der Wurfarme fällt das Gewicht der Pfeile nicht mehr ins .... nun ja Gewicht ;)

Grüße Feanor  


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: Feanor am Oktober 05, 2010, 13:15:59
Noch einen hab ich. Ich hab mal die Werte für den 105,5 Bogen aufgetragen und in ein Diagramm gebracht. Ich denke da Kurvenfitting passt recht gut. Wie gesagt nimmt die Effizienz bei sinkendem Pfeilgewicht nichtlinear (logarithmisch) ab. Sicher würde sich der Abfall fortsetzen nur kann man irgendwann keine leichteren Pfeile schiessen ;). Der Grund ist einfach: Durch das Gewicht der Wurfarme haben die beim Release bei gegen Null gehenden Pfeilgewichten immer die gleiche Geschwindigkeit. Der Pfeil wird leichter aber eben nicht mehr schneller. Damit sinkt E kin somit auch die Effizienz.
 
Grüße, Feanor


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: pn am Oktober 05, 2010, 19:21:55
Danke Feanor,

das klingt plausibel. Weil´s mich interessiert hat, habe ich das am letzten Wochenende mal ausprobiert. Mit schweren Holzpfeilen (36 Gramm) und alternativ Carbonies (27 Gramm). Der Unterschied im Handschock ist deutlich spürbar... und jetzt weiß ich auch warum. ;D

So long

Peter


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: jan am Oktober 05, 2010, 21:06:25
hi jungs, war heut nachmittag draußen und hab rohschäfte auf langbogen geschossen. hat zwar nichts mit handschock zu tun, aber eben mit dem wirkungsgrad des bogens bezüglich pfeilgewicht. physikalisch ist mir die sache zu hoch - bei den rohschäften seh ich praktisch was passiert.

spannend wird der vergleich bei alu und carbon: beide im spine 400, unterschied im pfeilgewicht ca. 100 grs. der schwere pfeil passt wunderbar, der leichtere ist deutlich! zu steif. der bogen ist von bavarian longbow - ginger hat seine bögen auf schwere pfeile perfektioniert.

das hat doch mit der effizienz zu tun, oder?


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: Feanor am Oktober 06, 2010, 09:26:13
Moin Moin,

meinst du mit "zu steif" der Pfeil ist nach dem Ablass nach links gedriftet!? Eigentlich dachte ich die Steifigkeit des Pfeiles wäre immer eine Sache des Spinewertes. Von daher müssten ja eigentlich beide identisch sein, oder!?

Ich bin mir bei dieser Sache aber nicht sicher daher meine Frage: Bei Pfeilauflage links macht ein zu steifer Pfeil nach links und ein zu weicher nach rechts!? Oder war es andersherum?

Grüße,
Feanor


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: jan am Oktober 06, 2010, 10:25:56
... liegst schon richtig: ein zu steifer pfeil kommt in der zweiten schwingbewegung nicht ganz rum um das bogenfenster und wird links abdriften (rechtshandschütze).

und genau das ist ja meine beobachtung. die spines zweier verschieden schweren pfeile sind eben nicht vergleichbar, sondern abhängig vom pfeilgewicht bzw. des entwickelten wirkungsgrad des bogens anzuschauen.

würd mich interessieren, ob andere schützen ähnliche ergebnisse kennen...


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: africanarcher am Oktober 06, 2010, 10:49:58
Haben wir schon in einen anderen Thema.
Bei gleichem Spine reagiert der schwerere wie ein steiferer!


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: Brandy am Oktober 06, 2010, 12:16:15
Rein physikalisch hät ich jetzt vermutet wie ein weicherer. Biegt sich beim Beschleunigen mehr durch aufgrund Masseträgheit vs Beschleunigungsenergie, sollte sich beim Umschlängeln des Bogens träger verhalten, also "mehr schlängeln" als ein sehr leichter Pfeil, welcher dann eher mal ausweicht... ??


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: Feanor am Oktober 06, 2010, 15:02:29
 Also empirisch hat Brandy recht. Durch den höheren Wirkungsgrad bei schweren Pfeilen wirkt auf den schweren Pfeil eine etwas höhere Kraft und demzufolge auch eine größere Kraft in Querrichtung. Deshalb biegt sich der schwere etwas stärker durch (Das ist ja am Ende der Spinetest). So gewaltig sollte der Unterschied aber nicht sein( es sei denn man nutzt Pfeile die ein sehr unterschiedliches Gewicht haben), denn der schwere Pfeil wird ja auch langsamer beschleunigt als der leichte.

Grüße, Feanor    


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: africanarcher am Oktober 06, 2010, 17:57:30
Das sieht Easton etwas anders. Mit dem Wirkungsgrad hast Du recht. Nur haben deren Test ganz klar das Gegenteil ergeben; So die Seminare mit den Easton Ingenieuren. Das Gewicht soll das Schwingungsverhalten eben so verändern, das der schwere in der Dynamik sich weniger bewegt.


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: Feanor am Oktober 06, 2010, 19:11:30
Hmmm...
Wenn ich mich nicht irre dann bezeichnet der Spine einen Wert bezogen auf die Durchbiegung eines Pfeiles bei Anlegen einer Kraft in Querrichtung (orthogonal) zum Pfeil). http://www.bogenundpfeile.de/Pfeilkunde/Spinewert.htm
Vielleicht habe ich da was falsch verstanden. Aber unter der Annahme dies ist richtig, gilt bei gleichem Spine: Je größer die Kraft die ich anlege desto größer die  Durchbiegung. Wie die Ingenieure von Easton das umgangen haben würde mich interessieren. Vielleicht hast du da eien Link oder Hinweise auf entsprechende Literatur!?

Aber vielleicht habe ich mich bei meinem vorherigen Posting auch etwas seltsam ausgedrückt. Es geht mir mit meinen Aussagen immer noch um den Sachverhalt den Jan und Brandy schildern. Nämlich dass schwere Pfeile trotz gleichem Spine irgendwie weicher wirken. Und da kam mir in den Sinn das durch den höherem Wirkungsgrad etwas mehr Kraft auf den schweren Pfeil übertragen wird und sich damit (bei gleichem Spine) die Durchbiegung ändert.

Grüße, Feanor


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: africanarcher am Oktober 06, 2010, 19:15:16
Link habe ich nicht, kann aber bei Gelegenheit mal meine Ordner durchforsten.


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: Feanor am Oktober 06, 2010, 19:22:47
Braucht man nix zu durchforsten ;). Wenn du bei gleichem Spine 'ne andere Durchbiegung hast hast du einen anderen Spine. Da beist sich die Katze in den Schwanz. Was sein kann ist, daß sich der Pfeil insgesamt schneller beruhigt nachdem er abgeschossen wurde. Das ist dann ähnlich wie der berühmte Unterschied zwischen Fichten- und Zedernschäften: Trotz gleichem Spine fliegen die Zedernschäfte schon nach x metern ruhig in der Luft während die Fichtenschäfte selbst nach 2x noch zappeln. Vielleicht ist es das was die Jungs von Easton meinten das ihre Pfeile schneller in einen stabilen Flug übergehen.

Grüße, Feanor


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: Brandy am Oktober 06, 2010, 19:53:58
Rein physikalisch betrachtet kann ich mir das auch so vorstellen. Der Spine der sich durch Kraft & Massenträgheit und "echtem" Spine ergibt müsste kleiner sein - wie gesagt - aaaaber ich kann mir vorstellen dass - aufgrund des schwereren Schafts - derselbe anders schwingt als ein leichter mit gleichem "echten" Spine. Und sich auch anders beruhigt.


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: pn am Oktober 06, 2010, 21:05:57
Hallo Jungs,

habe ich mir auch noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Fakt ist, dass die Durchbiegung einzig und allein von der Querkraft abhängt. Die resultiert einmal von der etwas schrägen Pfeilauflage gegenüber der Bewegungsrichtung der Sehne, weiter daher, dass die Nocke niemals genau mittig sitzen kann und natürlich von Inhomogenitäten des Schaftes. Würde nämlich die Kraft der Sehne genau mittig angreifen und wäre der Pfeil durchgehend homogen, dann ergäbe sich lediglich eine elastische Längenkontraktion, nicht jedoch eine Biegung. Der sogenannte Spine ist ein Maß für das Elastizitätsmodul des Schaftes. Ist der Spine identisch, so biegt sich der Schaft bei gleicher Kraft auch gleich. Völlig unabhängig von der Masse des Pfeiles, der Spitze, o.ä. Das im anderen Thread erwähnte Massenträgheitsmoment hat damit gar nichts zu tun, da dies nur bei den physikalischen Gleichungen für die Drehbewegung die Masse ersetzt. In unserem Falle spielt nur das Flächenträgheitsmoment eine Rolle, also ein weitgehend geometrischer Faktor, der die Querschnittsfläche des Pfeiles beschreibt und aus dem sich das Elastizitätsmodul bzw. der Spine errechnen läßt.

Allerdings betrachten wir das Problem bisher immer rein statisch. Sobald´s dynamisch wird stellt sich die Sache anders dar. Durch die Biegung des Pfeiles beschreibt die Spitze eine Drehbewegung um den Biegepunkt. Die Federkräfte im Pfeil versuchen die Spitze wieder zurückzustellen, was ihnen nach kurzer Zeit auch gelingt. Die Pfeilspitze schwingt in die entgegengesetzte Richtung. Die Frequenz mit der dies geschieht hängt von der Eigenfrequenz des Pfeiles ab. Ist die Spitze schwerer, so schwingt der Pfeil langsamer als mit leichter Spitze. (Ähnlich wie ein Uhrpendel, das schwingt auch langsamer wenn das Gewicht schwerer ist.) Das bedeutet letztendlich, dass ein Pfeil mit schwerer Spitze ähnlich fliegt wie einer mit leichter Spitze, aber schwächerem Spine. In abgeschächter Form gilt das für den ganzen Pfeilschaft, da man strenggenommen nicht nur die Spitze, sondern den Schwerpunkt der Schwingmasse vor dem Biegepunkt betrachten muß.

Ich hoffe das war jetzt nicht zu theoretisch...

Ciao,

Peter


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: Feanor am Oktober 07, 2010, 09:24:54
Moin Moin so langsam geht das hier vom Wirkungsgrad eines Bogens über die Physik des Pfeilfluges wer weis wohin... Mich würde mal interessieren ob wir Whippets Frage nicht schon beantwortet haben :).

Nun aber zu pn's Post. Das die Kraft nie direkt zentral auf den Pfeil wirkt war mir bisher nicht bewusst, klingt aber absolut schlüssig. Kein Pfeil ist so perfekt das (abgesehen von Dingen wie der Pfeilauflage etc.) die Kraft ihn genau aus der Mitte beschleunigt.

Für die anderen Punkte musste ich mal eben in die Werkstatt: Alustab in den Schraubstock eingespannt, 10 cm ausgelenkt und die Zeit bis zur Ruhe gemessen: ca. 1 min. Einen Klumpen Knete genommen und an der Spitze des Alustabes gepappt. 10 cm ausgelenkt wieder die Zeit bis zur Ruhe gemessen: mind. 2 min. Im letztgenannten Fall blieb die Amplitude über einen langen Zeitraum recht groß während sie sich im ersten recht schnell verringert hat. Die Frequenz war bei leichter Spitze sehr viel höher als bei schwerer. U. a. deshalb hätten die Ergebnisse im Vakuum sicherlich anders ausgesehen, vor allem was die Beruhigung der Spitze anbelangt. Ich denke dort hätte es bei unterschiedlicher Frequenz gleich lange gedauert bis sich beide beruhigen. Was die Amplitude betrifft kann ich nicht wirklich eine Aussage machen aber ich denke pn hat recht dass sie identisch ist. Im realen System kommt noch der Luftwiderstand dazu der bewirkt das die leichte Spitze schneller eine geringere Amplitude aufweist, während die schwere länger wabbert.

Nun gibt es aber den einen Punkt wo ich meinte das der schwere Pfeil etwas mehr auslenkt als der leichte: Der Wirkungsgrad. Der ist beim schweren etwas höher als beim leichten Pfeil. Dadurch ist die Kraft, die übertragen wird größer und somit auch die Tendenz des Pfeiles sich durchzudrücken.

Grüße Feanor


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: jan am Oktober 07, 2010, 20:47:11
... ihr seid einfach klasse!!!
i love you!!!


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: Whippet am Oktober 07, 2010, 21:47:06
...das hat man davon, wenn man einfach mal eine Diskussionsgrundlage schaffen will... dann entwickelt sich das Thema weiter mit extrem guten und fundierten Antworten. Meinen höchsten Respekt! Wobei ich zugeben muss, dass meine Ablehnung gegenüber der Physik immer noch besteht. Aber ich habe es irgendwie dann doch begriffen. Fantastisch... Da haben sich echt die richtigen zusammen gefunden. Mein Gott, fühle ich mich hier wohl...  :D


Titel: Re:Handschock
Beitrag von: africanarcher am Oktober 19, 2010, 20:21:00
Mein Büttner hat, im direkten Vergleich mit hochwertigen Jagdrecurve wirklich keinen Handschock.
Auch der LegendStick von Max, den ich heute schießen durfte hatte keinen starken Handschock. Ich habe von Jahren mal einen Jerry Hill gekauft; 20 Schuss und wieder weg damit ( nicht verkauft sondern verschenkt ).