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Nun dann ...

Eine meiner letzten Arbeiten war eine Messerscheide (außer Gürtel mach ich eh nicht anderes) für einen Bogenfreund. Als er meine Arbeiten gesehen hatte, bat er mich doch auch eine für sein Messer zu machen.
Zusätzlich hatte er den Wunsch geäußert, ihm doch mal meine Arbeitsschritte zu zeigen. Nur deswegen habe ich das mal ganz grob dokumentiert.

Model: Köcher (die wo mit Naht rund rum nennen sich Sandwich)  ;)

Zu Beginn schneide ich die benötigte Größe vom Leder aus, weiche sie ca. 5 Min. in warmen Wasser ein, lege sie dann um das Messer und fixiere die (Unterlage ist hier Filz, damit es keine Abdrücke gibt) Wichtig: Das Messer vorab in Frischhaltefolie sauber einpacken - nicht zu dick (ca. 3 Wicklungen) und nach Möglichkeit mit nicht so ein gekuddel. Was passiert ist folgendes: Das Leder passt sich dem Messer schon mal etwas an und auf der Innenseite zeichnet sich die Kontur etwas ab. Wird später für das Anpassen von dem Keder (Schnittschutz) benötigt.

... und nicht vergessen, bei feuchtem Leder unbedingt Handschuhe tragen, ob ganz dünne aus Baumwolle oder die aus Gummi (Latex) - egal - vermeidet auf jeden Fall unschöne Abdrücke von Fingernägeln, auch von kurz geschnittenen!

Auf dem folgenden Bild ist der zukünftige Keder zu sehen, zumindest die innere Kontur. Ist für mich die wichtigste Arbeit an einer Messerscheide. Hier wird letztendlich schon bestimmt, wie das Messer später in der Scheide sitzen wird – nicht zu fest und auch nicht zu locker.
Wenn ich die Kontur gefunden habe, dann fixiere ich den Keder an seinem Platz und leg die Scheide zusammen – mit diesen Klammern wie auf Bild 1 zu sehen. Nun kann man vorsichtig durch rauziehen und reinstecken den Sitz des Messers probieren. Sitzt es gut, dann zeichne ich innen die Kontur nach, für später zum einkleben.
Diese zwei kleinen Lederstreifen dienen einer Aufdopplung rechts und links von dem eigentlichen Keder (bei dickeren Griffen) – Richtung Klinge hin schön dünn ausschleifen oder schneiden.

Ist diese Arbeit getan, sprich die Kederstreifen (hier 3) geklebt und den Keder einseitig in die Scheide geklebt, die äußere Kontur grob vor geschnitten, kommt nun die Gürtelschlaufe dran. Ich versuche die meist ein wenig der äußeren Scheidenkontur anzugleichen, sieht für mich irgendwie harmonischer aus. Anzeichnen wo die Schlaufe später sitzen soll. Wichtig hierbei, vor den Kleben die Klebeflächen auf der Narbenseite (glatte Seite) gut anrauen (grobes Schleifpapier) – aber nur die zukünftigen Klebeflächen!
Vorab messe und steche ich die Nahtabstände in die noch lose Schlaufe. Damit es später keine Überraschungen gibt darauf achten, dass in den Ecken jeweils ein Nahtloch sitzt.

Nach dem Kleben steche ich die Nahtlöcher nach innen durch, zeichne innen deren Verlauf ein und versenke die mit einer Art V-Eisen. Ich habe das durch Zufall auf einer Messerbörse entdeckt, war glaube ich ein Ungar der die angeboten hatte, doch ein gerader Rillenzieher tut es auch. Anschließend folgt das Nähen der Schlaufe, denn später kommt man nicht mehr dran.

Die nächsten zwei Bilder zeigen wie das Messer später in der Scheide sitzen wird.
Da sich bei diesem Messer im Griff vorne unten so eine Fingemulde befindet, habe ich mir die zu nutze gemacht und habe eine kleine Rampe in den Keder eingearbeitet. Das Messer gleitet da drüber und setzt sich anschließend dahinter in die vorgesehene Aussparung – später ist dann so ein sattes leises Geräusch (Klack) zu hören. Diese Art ist ein wenig zeitaufwendig gerade was die Anpassung anbelangt.

Passt soweit alles, dann wird die Scheide zusammen geklebt. Die äußere Kontur wird angeglichen und der Nahtabstand zum Rand hin (ca. 4 mm) mit dem Rillenzieher gemacht.
Mit dem Prickrad werden die Lochabstände der Naht bestimmt (hier ca. 4-5 mm). Ich verwende ein Prickrad mit insg. 3 Rädchen zum Umrüsten für unterschiedliche Nahtabstände.
Zu Beginn dachte ich so bei mir, wie bekomme ich es hin, dass wenn ich auf der Vorderseite die Nachtlöcher steche, die an der gleichen Stelle auf der Rückseite der Scheide rauskommen?
Hier seht ihr meine Lösung. Eine kleine Werkzeugaufnahme für die Rundahle, eine Bohrmaschine und ein Bohrständer. Zugegeben etwas viel Aufwand, doch das Ergebnis ist ein gutes. Doch auch hierbei nicht gleich ganz durchstechen, sondern auch von der Rückseite das gleiche machen. Ich messe mir die Rückseite mit dem Nahtabstand und den Lochmarkierungen genau so aus wie auf der Vorderseite der Scheide. Ich weiß dann sehr gut, wo die Nadel rauskommen muss.
Die Profis bzw. gelernten Sattler schaffen das vlt. auch ohne Hilfsmittel, doch auch die werden bei 5 Lagen so ihre Probleme haben.

Nun, nach diesem Arbeitsschritt folgt das Nähen mit zwei Nadeln - jeweils von oben und von unten, wobei ich anschließend jeweils einen halben Schlag mache – ganz so wie beim Schuhe zubinden. Dieser halbe Schlag ist wie so einen Art von Sicherung. Wichtig hierbei ist, dass man diesen Schlag immer gleich ausführt, um so schöner zeigt sich später das Nahtbild. Meine Nähte verlaufen damit ganz leicht schräg versetzt – schwer für mich zu erklären.
Ach ja, auf dem Foto mit der genähten Gürtelschlaufe kann man es etwas erkennen.

Vor dem Färben schleife ich die Kanten mit Schleifpapier schön glatt. Dieses Schleifhilfe (2. Foto von oben - orange) ist für mich eine wirklich sinnvolle Anschaffung gewesen. Nach und vor dem Färben (sein Wunsch war Schwarz) erfolgt die Kantenbearbeitung – anfeuchten und glätten. Auch glätte ich die Innenseite der Scheide selber und der Gürtelschlaufe so gut es eben geht.
Vom Färben selber habe ich keine Foto gemacht - wollte meine Kamera nicht voll Farbe schmieren – nee, ganz ehrlich, habe ich glatt vergessen.

Als Ziehhilfe (er wollte das Messer tief stecken haben) habe ich ihm noch das Lederband mit einem Diamantknoten spendiert.
Hier nun das Endergebnis. (Sein Vorname fängt mit W an)

Mensch Detlef...nicht weit weg vom Großmeister Schürz!!! Ganz toll- vielen Dank für den hochinteressanten Beitrag und deine Mühe!!!

Viele Grüße
Danny

vielen Dank für diese tolle Anleitung  :tu:

Wirklich erste Sahne  :tu: Vor allem der Ledernovize kann hier lernen :)

Das wird hier ein ganz toller Thread! :tu:
Danke für den Beitrag!

GEWALTIG
Sieht einfach aus , ist es aber nicht.
Danke für die übersichtliche Anleitung.

hut ab respekt :tw:

saubere Arbeit :tu:

Vielen Dank für die ausführliche Darstellung! Jetzt habe ich, als Neuling, eine Idee davon, wie vorgegangen wird! Also Leder besorgen und ausprobieren ... Mal sehen, was ich fabrizieren kann ...

Grüße vom Lipper

Schöne Anleitung!
Danke dafür!

Gruß
Ralf

 :tw: :tw: :tw: Sehr gute Arbei :tu: :tu: :tu:  Manfred

Lieber Detlev,
großes Kino!
Gruß
Markus

... und damit das nicht möglicherweise in einer Frustration endet, empfehle ich diesen Workshop hier: http://www.amazon.de/Messerscheiden-01-K%C3%B6cherscheiden-Konstruktion-Lederscheide/dp/3938711280/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1358067765&sr=8-1
Hier wird vom Leder, über Werkzeuge, nähen, färben und die Endbehandlung anhand von 4 unterschiedlichen Messerscheiden alles in sehr detailliert bebilderten Arbeitsschritten erklärt. Damit habe ich angefangen - meine Empfehlung!

Viel Erfolg
Detlef

PS: Danke euch für die vielen positiven Rückmeldungen!

Vom Meister ein Lob - danke Manfred!

Hallo,

habe gerade den Threat gelesen, toll, schöne Arbeit, hat mir sehr gut gefallen.

Werde jetzt öfter im Lederthreat lesen (ist sonst nicht so meins)
 :tu: :tu:
Gruß Tom