Titel: Starke Stücke Beitrag von: Paddy am Dezember 05, 2010, 15:54:03 Die Frage geht an die Vielleser und Historiker:
Wie stark mögen die Bögen in früherer Zeit wirklich gewesen sein? Jagdbögen und Kriegsbögen? Sicher kennt Ihr auch alle die Berichte von englischen Kriegsbögen um 100 # und mehr. In der neuen TB wird von Bögen und Reiterbögen der Mandschu berichtet mit - angeblich- bis zu 200 und 240#. Die Bögen der alten Äthiopier sollen so stark gewesen sein, dass die Ägypter, wenn sie sie denn mal erbeutet haben, diese nicht spannen konnten. Wenn ich mir vorstelle, dass die Bogenschützen Hunderte von Pfeilen in schneller Folge abschießen mussten, kann dass doch gar nicht ohne den Zaubertrank von Miraculix möglich gewesen sein. Und den haben die Gallier bekanntlich nicht rausgerückt. Und die "Alten" und "Mittelalten" waren sicher nicht alle gebaut wie Herkules. Titel: Re:Starke Stücke Beitrag von: Paddy am Dezember 05, 2010, 18:28:02 Ist das wirklich realistisch? Stell dir mal vor: 6-10 Klimmzüge pro Minute an drei Fingern einer Hand... und das nicht nur eine Minute lang.
Das schaffen selbst unsere Extremsportler im Freeclimbing nicht. Na ja, die sind manchmal etwas schwerer. Titel: Re:Starke Stücke Beitrag von: roscho am Dezember 05, 2010, 19:15:11 ich denke das die Archäologen und Historiker schon recht haben. Einige der Bögen waren sicher so stark, natürlich nicht alle. So hatten z.B. die Engländer Elitebogenschützen - sie zogen schon solche Gewichte. Was wahrscheinlich übertrieben wird ist die Schussfrequenz und die maximale Anzahl Pfeile. In historischen Schlachten kamen dir Bogenschützen ja nur zu Beginn zum Einsatz, und Hunderte von Pfeilen hatten sie auch nicht dabei - mussten ja auch mit transportiert werden, bei den Engländern wars immer was mit 12 - ich weiss von 48 oder 72 Pfeilen, und die wurden teilweise schon von Pfeiljungen nachgeliefert.
Auch die Türken hatten Elite-Schützen, ich denk die anderen auch. Hinzu kommt natürlich das frühe und auch harte Training - ein Freund von mir kennt sich mit mittelalterlichen Kampf- und Trainingspraktiken ganz gut aus. Wenn du mal so Ausbildungspläne für Ritter anschaust - meine Herren sag nichts von modernen Extremsportlern. Titel: Re:Starke Stücke Beitrag von: J-C am Dezember 05, 2010, 19:47:42 Im Zusammenhang mit der gesunkenen Kriegsschiff "Mary Rose" wurden wohl auch Skelette gefunden, die deutliche Deformationen im Schulterbereich aufwiesen, wahrscheinlich durch die permanente Überbelastung. Die Zuggewichte lassen sich ja im Wesentlichen durch Nachbauten bestimmen und da kommt man schon auf Werte deutlich über 100#.
Es gab vor kurzem Mal ein Galileo Spezial (ja, ja. Ich weiß!) zum Themen "Muskete gegen Langbogen". Hier ein Video: http://www.youtube.com/watch?v=t5333TGUNH0 Den Bogen den der Markus Plangger da schiesst soll 130# haben. Aber er ist ja auch ein kräftiges Kerlchen... ;D Titel: Re:Starke Stücke Beitrag von: africanarcher am Dezember 05, 2010, 22:53:47 Lies mal das „Journal of the Society of Archers-Antipuaries, oder gehe auf Ihre Seite:
http://www.societyofarcher-antiquaries.org/ Titel: Re:Starke Stücke Beitrag von: Paddy am Dezember 06, 2010, 19:04:10 Wozu habe ich dich, wenn ich dann doch selber lesen muss???
Mal ganz ehrlich: Was "zieht" Ihr denn so? Bei 70# (mehr als ein Mal) sind meine Grenzen erreicht. Aber ich bin auch ein alter Mann. Eine Walküre aus unserem Verein schafft mehr und öfter (nein, das meinte ich nicht!). Die Männer halten sich dann vornehm zurück. Also???? Titel: Re:Starke Stücke Beitrag von: africanarcher am Dezember 06, 2010, 21:21:56 Zum schießen und treffen ist bei 65# Schluß.
Zum ziehen bei 75#. Wie schon gesagt: Ein kleiner, sensibeler, fettleibiger, verkrüppelter Brillenträger ohne Selbstbewusstsein, jawohl äh sorry also entsch.... Titel: Re:Starke Stücke Beitrag von: grubenreiner am Dezember 06, 2010, 21:26:06 70# geht noch zum ziehen und treffen, aber nur 10-12 pfeile dann brauch ich ne pause.
derzwit 56# in gebrauch, arbeite mich aber hoch.... Titel: Re:Starke Stücke Beitrag von: mK am Dezember 06, 2010, 21:28:16 Mehr als 60# habe ich noch nicht probiert. Und die sind schon hart an der Grenze. Schießen geht ein paar mal, aber treffen ist dann etwas anderes.
Wohl fühle ich mich zur Zeit bei 45# und ich denke dabei wird es auch bleiben. Titel: Re:Starke Stücke Beitrag von: Skeptiker am Dezember 06, 2010, 21:48:00 55# - 65#.
Richtig wohl fühle ich mich aber bei 55#. Titel: Re:Starke Stücke Beitrag von: Fotax † am Dezember 06, 2010, 22:32:04 hab mal mit LB 62" ca 30 gezielte Schüsse abgegeben, danach war Ende
habs noch nie ausgereizt, aber bei ca. 70 bis 75" dürfte das absolute Maximum zum Ziehen liegen Titel: Re:Starke Stücke Beitrag von: Akim der Walliser am Dezember 07, 2010, 00:49:42 diese hohen # zahlen wahren eigentlich nur für hauptsächlich für cloudschüsse gedacht,in hohen bogen auf den feind .der durchschnitt den man heute noch nach alten schlachtdistanzen in UK. schiesst ist so 165-180 mtr. die heere lagen sich ca.in dieser entfernungen gegenüber.die schützen hatten auch nur half pence =12 pfeile ,9im weidenköcher,und 3 im gürtel stecken.die kraft dieser warbows war noch viel weiter zu schiesen,aber diese distanz war absulut tötlich für den feind,zielen war nebensächlich in manchen situationen,denn die menge machts.
Titel: Re:Starke Stücke Beitrag von: roscho am Dezember 07, 2010, 09:15:45 @Ulme, mach bei den Mandschu so 1,55 bis 1,60 draus - die waren relativ groß.
Und Reiterbögen werden ja bis weit hinters Ohr ausgezogen - da kommen auch schon 28 " zusammen. Ich denke aber das Übung (siehe Huberbuam einfingrige Klimmzüge) eine große Rolle spielte und auch nur eine relativ kleine Elite solche Bögen schoss. Waren auch damals schon nicht gerade billig und ein Bogenbauer hat auch ein Jahr dran herumgeklebt. Jeder Bauer konnte sich so einen Hochleistungsbogen sicher nicht leisten. Titel: Re:Starke Stücke Beitrag von: Schmied am Dezember 07, 2010, 11:07:17 Meines Wissens nach sind 120#-140# so ziemlich die höchsten historisch gesicherten Ergebnisse.
Hat das schonmal einer versucht zu ziehen? Dann weiß man, was das bedeutet. Allein um damit effektiv schießen zu können braucht man ein Wahnsinnstraining. Wie schon erwähnt wurde, eher was für Eliteeinheiten. Mal ganz davon abgesehen, daß solche Zuggewichte die Knochen kaputtmachen. Wenn tatsächlich jemand Bögen mit 200# und mehr geschossen haben soll, dann wurde der mit Bullenblut aufgezogen oder so ;) Nix Muttermilch. Is nur für Weicheier! ;D Titel: Re:Starke Stücke Beitrag von: roscho am Dezember 07, 2010, 11:37:47 Hab kurz noch mal etwas recherchiert:
Zitat an "Auch die Mandschu führten sehr starke Bögen, und aus der Zeit der Qing hat man eine Aufgliederung was für Bögen welcher Stärke anteilig von den Soldaten verwendet wurden: Der Bericht stammt von 1736 und behandelt die Hangzhou Garnison, von 2300 Bogenschützen dieser Garnison haben 2200 Mann einen Bogen in der Stärke von um die 130 Pfund geführt, und 100 Mann konnten einen Bogen von um die 170 Pfund Zuggewicht führen." Zitat aus Die Daten stammen aus dem Buch The Manchu Way von Mark Elliott. Titel: Re:Starke Stücke Beitrag von: roscho am Dezember 07, 2010, 13:03:28 @Ulme: nur Ausschnitte - nie ganz .. weiss aber was du meinst ..
Fußbogner: könnt natürlich sein - kann man(n) mehr ziehen .. die Qin waren kein Reitervolk .. hmm ... ich weiss es auch nicht so genau .. wo sind unsere Steppenreiter ? Ehrlich gesagt: ich denke alles über 180/190 lbs (modern gemessen) ist schon brutal - aber man kann vor/früh/spät mittelalterliches Training auch nicht mit irgendetwas modernen vergleichen. Ich kenn einen chinesischen Shaolin-Mönch (der übrigens in A lebt) - was der so über ihr Training sagt .. uiuiuiui .. kein Zuckerschlecken .. |