Dieses Frühjahr war es soweit und ich habe mich aufgemacht nach Portugal um Wildschweine zu jagen. Da ich beabsichtigte meinen swissbow Deflex/Reflex-Langbogen zu verwenden, bereitete mir schon der sichere Transport des Bogens einige Probleme. Ich habe mich schliesslich für eine Abwasserröhre mit 18cm Durchmesser entschieden, welche ich vorne und hinten jeweils mit einem Abschlussmuffe verschlossen habe.

Abgesehen davon, dass mein Bogen nach der Ankunft in Lissabon während ca. 45Min. unauffindbar war, ging alles glatt und mein Bogen und ich haben die Reise nach Lissabon unbeschadet überstanden. Mit einem Mietwagen fahre ich schliesslich während ca. 2 Std. gegen Osten ins Hinterland, nahe der Spanischen Grenze. In der kleinen Ortschaft Alandroal treffe ich Paulo, meinen Gastgeber während der nächsten Woche. Am nächsten Tag führt mich Paulo im Revier herum und zeigt mir einige Ansitzplätze, die er bereits vorbereitet hat und wir besprechen, wo ich die besten Aussichten auf Erfolg haben könnte. Das Revier ist insgesamt 600ha gross, wovon knapp die Hälfte ausschliesslich für die Jagd mit Bogen oder Armbrust reserviert ist.

Am folgenden Nachmittag geht es dann endlich los und nachdem ich zum 25 mal meine Ausrüstung geprüft habe, begebe ich mich zu meinem Ansitzplatz. Während den ersten drei Tagen scheint es, als ob sich die Wildschweine über mich lustig machen würden, indem sie rege um mich herum schleichen und ich sie zwar hören, aber nicht sehen kann. Am dritten Tag dann klappt es endlich und ich kann mich über regen Besuch freuen. Nach ca. 1 ½ Stunden nähert sich ein einzelner Keiler und tut sich am Mais genüsslich. Als ob er geahnt hätte, dass ich ca. 14m entfernt lauere, stellt er sich immer so hin, dass sich mir keine gute Position für einen sicherne Schuss bietet. Nach einer gefühlten Ewigkeit hat er genug und macht sich von dannen. Aber bereits eine knappe halbe Stunde später nähert sich unüberhöhrbar eine Rotte mit mehreren Frischlingen. Nachdem eine Bache während mehreren Minuten die Lage gecheckt hatte durften dann auch die Frischlinge an den Mais. Während sie sich die Mägen vollschlagen hält sich die Leitbache immer etwas abseits und überwacht die Umgebung. In dem Knäuel von Frischlingen und jüngeren Bachen ist es fast unmöglich einen sicheren Schuss anzubringen, da sich immer wenn ich glaube dass es passt, mit Sicherheit noch ein Frischling in die Schusslinie drängt. Meine Arme beginnen zu schmerzen, da ich den Bogen bestimmt schon während mehreren Minuten halb ausgezogen gehalten habe, damit ich unverzüglich schiessen könnte, falls sich die Gelegenheit bieten würde. Also kurz den Bogen herunternehmen, möglichst lautlos die Arme lockern und weiter hoffen, dass sich noch eine Möglichkeit bietet. Dann endlich steht eine der jüngeren Bachen frei und auch hintendran ist alles frei. Hoffentlich dreht sie sich jetzt noch ein Stück von mir weg, dann hätte ich den perfekten Winkel. Urplötzlich macht sich Aufregung breit und ich bemerke jetzt erst, wie sehr mein Herz rast. Ok, nochmals durchatmen, auf den Punkt konzentrieren und möglichst lautlos den Bogen ausziehen. Und schon ist der Pfeil unterwegs und fliegt unaufhaltsam auf sein Ziel zu.

Kaum trifft der Pfeil ins Ziel, springt die Rotte auseinander und die Frischlinge und die Bachen schlagen sich in alle Richtungen in das Unterholz. Soweit ich es in dem mittlerweilen sehr schwachen Licht erkennen konnte, hat der Pfeil knapp neben dem Punkt getroffen, welchen ich anvisiert hatte. Ich war mir sicher, dass ich das Stück gut im Killbereich getroffen hatte.

Die ganze Anspannung, die sich während dem Ansitzen aufgebaut hatte, fällt nun ab und plötzlich machen meine Emotionen eine Achterbahnfahrt. Ich bin nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanke zu formulieren, in meinem Kopf geht alles drunter und drüber. Nach ein paar Minuten beginne ich wieder klar zu denken und ich kann mich wieder erinnern was nach dem Schuss genau passiert ist. Ich warte noch während ca. 45 Minuten, dann informiere ich Paulo und  gehe zurück zum Haus um etwas zu essen. Mittlerweile ist es stockdunkel und ich finde den Weg zurück erst nach einigen Versuchen. Mist, bei Tageslicht hatte das alles irgendwie anders ausgesehen.

Rund 45 Minuten später machen wir uns auf die Nachsuche, die sich wegen der Dunkelheit und dem teilweise extrem dichten Unterholz etwas mühsam gestaltet. Aber wir finden das erlegte Stück schliesslich ohne grössere Schwierigkeiten ca. 20m vom Anschuss entfernt. Ich bin froh dass mir Paulo beim Aufbrechen zur Hand geht, da ich diesbezüglich keine Erfahrung habe. Danach lassen wir den Tag bei einem Glas Rotwein gemütlich ausklingen.

Schliesslich vergeht auch der Rest der Woche wie im Flug und schon wieder ist es Zeit zum Abreisen. Alles in allem war es eine tolle und intensive Woche und ich konnte viele Eindrücke und Erfahrungen mitnehmen.

Falls jemand mehr Infos haben möchte, bitte PM an mich.

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Andy

Jepp das ist schon ok so....besser nicht zu früh nachsuchen und dem Tier Zeit geben zum sterben...klingt brutal...ich weiß aber wenn man zu früh nachsucht....das Tier noch lebt, wird es unter Umständen noch einmal aufgescheuscht und rennt noch sehr weit.
Das macht die Nachsuche unnötig schwierig und lang.

Das war`s dann wohl mit Chancengleichheit.....

schön geschrieben, Danke. Und Glückwunsch!

@ Grizzly: naja...ich bin der Meinung das jemand der das Risiko einer Nachsuche scheut entweder perfekt schießen sollte oder lieber bei den 3D Tieren bleiben sollte....
(von einem der viele Nachsuchen für "Schlumpfschützen" gemacht hat)

dem schließe ich mich an, gut geschrieben.

Waidmannsheil

Auch du hast mich falsch verstanden:

"... besser nicht zu früh nachsuchen und dem Tier Zeit geben zum sterben...klingt brutal...ich weiß aber wenn man zu früh nachsucht...". Deine Worte.

Ich kenne die Gegend in Portugal nicht. Wenn die der im Massif des Maures bei St. Tropez gleicht, würde ich die Hunde nach einer Weile zum Nachsuchen loslassen. Auf allen vieren im Gebiüsch der Sau gegenüber....... Dann lieber länger warten.

Ich finde den Bericht auch sehr gut....
Und bei richtigem lesen wird hier auch keiner "angemacht"
Es wurden Fragen Nachsuche gestellt und erörtert.....denke nicht das sich hier jemand angegriffen fühlen müßte.
wenn doch...bitte melden. das läßt sich bestimmt klären