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Thema: Der Bogen verzeiht ... (Gelesen 1999 mal)
Feanor
Gast
Der Bogen verzeiht ...
«
am:
Oktober 21, 2010, 09:16:57 »
Moin Moin an alle hier im Forum,
man hört es ja immer wieder: "ein sehr fehlerverzeihender Bogen". Aber was genau steckt dahinter? Was genau macht einen Bogen denn jetzt besonders fehlerverzeihend oder auch nicht?
Oft wird gesagt das Langbögen recht verzeihend seien, Reiterbögen hingegen überhaupt nicht ... Was sind da eure Erfahrungen, Meinungen etc.?
Grüße,
Feanor
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Jaeldhir
Gast
Re:Der Bogen verzeiht ...
«
Antworten #1 am:
Oktober 21, 2010, 15:51:23 »
Zitat Handbuch für traditionelle Bogenschützen:
"
ein [...] kurzer Bogen kann [...] sehr nervös sein. Ein kurzer Bogen kann auch im letzten
Teil des Auszugs hart sein. [...] Bei einem kurzen Bogen und einem langen Auszug wird der Winkel
der Sehne beim Schießen relativ spitz, so dass der Pfeil bei vollem Auszug zwischen den Fingern
der Zughand eingeklemmt wird.
"
Wäre auch mal eine interessante Frage an die Pro's des Forums. Würde ja als Hypothese quasi bedeuten:
JE KÜRZER DER BOGEN DESTO NERVÖSER DAS SCHUSSVERHALTEN
Ist das anzunehmen?
«
Letzte Änderung: Oktober 21, 2010, 15:54:45 von Jaeldhir
»
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Grizzly
Hero Member
Beiträge: 7278
Sakehanska
Re:Der Bogen verzeiht ...
«
Antworten #2 am:
Oktober 21, 2010, 16:14:03 »
Kann ich bestätigen. Meine kleine Giftspritze( So 52/53") gibt sofort die Rückmeldung bei schlampiger Ausführung. Der Langbogen mir seinen 70" ist da wesentlich gutmütiger.
Gruß
Grizzly
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Ulme
Gast
Re:Der Bogen verzeiht ...
«
Antworten #3 am:
Oktober 21, 2010, 16:17:16 »
Bin zwar kein "Pro", aber auch Besitzer eines 52'' kurzen Jagdrecurves mit 55#.
Als ich den Bogen noch nicht hatte, aber bereits damit liebäugelte, hörte ich stets
"Lass die Finger davon, mit sowas kann man nicht treffen, der ist bretthart zu ziehen,
ich kenne kaum jemanden, der so einen Bogen schießen kann, der ist nur für kurze Distanzen!", usw.
Nun, die letzte Aussage kann ich bestätigen, alles andere ist anhand meines Bogens gesprochen Blödsinn.
Weder quetscht er mir die Finger, noch ist er hart (jaja, das Grayling Glas hat(te) schon was), noch kann ich damit nicht treffen.
Bis zum 25m Bereich ist er trotz Dacron schnell und man kann sehrwohl gut schießen damit.
Ich habe es sogar mal auf einem Turnier versucht heuer, bis Mittag lag ich sehr weit vorne,
am Nachmittag hatte ich einen mentalen Einbruch.
Der Bogen kann nichts dafür.
Fakt ist, dass er Fehler kaum verzeiht - so gesehen ist er nicht unbedingt gutmütig.
Für mich
macht einen traditionellen Recurvebogen (bei Langböggen kenne ich mich nicht aus) "verzeihend",
wenn er stabil gebaut ist (das kann man mit verschiedenen einfachen Griffen testen), er nicht zu kurz ist (ab 58''),
ein höheres bis hohes Eigengewicht hat, der Griff perfekt für mich passt, er ein gutes (tiefes, kleines) Shelf mit wenig Kontaktfläche
und vor allem und das ist das wichtigste überhaupt: genau abgestimmte Pfeile hat.
Der Speed ist nicht so wichtig, wichtig ist, dass DU damit gut gruppieren kannst.
Und wenn er DIR liegt, heißt das noch lange nicht, dass ich damit zurecht komme.
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Brandy
Hero Member
Beiträge: 1325
Re:Der Bogen verzeiht ...
«
Antworten #4 am:
Oktober 21, 2010, 21:46:23 »
Ich habe zwei Extreme in meinem Bogenregal:
Einen alten Hard-Hunter (50lbs), Dacron, Geräuschdämpfer
Den BP Redman, 50lbs, FF 15 Strang, leichter Bogen.
Kann das vergleichen mit nem Hollandrad mit dem ich stundenlang freihändig fahren kann und nem superleichten MTB mit nervöser Geometrie mit dem es mich sofort auf die Fresse haut wenn ich nen Fehler mache. MIt erstem komme ich immer an, mit dem zweitem komme ich schneller an, aber nur wenn ich auch fahren kann.
Übertragen: Mit dem Hard Hunter schiesse ich fast immer "gut" - ich treffe fast immer das was ich treffen will, habe das Gefühl er verzeiht ne Menge. Mit dem Redman KANN Ich punktgenau schiessen, aber in der Praxis sitzt ein minimal verwackelter Pfeil 20cm nebendran und das Trefferbild sieht an einem schlechten Tag furchtbar aus.
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africanarcher
Hero Member
Beiträge: 6452
Net die dood oorwin al
Re:Der Bogen verzeiht ...
«
Antworten #5 am:
Oktober 21, 2010, 23:34:35 »
Das sehen die FITA-Schützen übrigens auch so. Frau K. Winter z. B. ( Hallenweltmeisterin ) könnte nach der gängigen Regel einen 64“ / 66“ Bogen schießen, schieß aber ein 68“er. Für mich kann ich auch bestätigen, das die kürzen Recurves „zickiger“ sind als die langen ( 48“-54“ zu 60“-64“). Bei den Langbogen, wohl aufgrund der längeren Wurfarme, ist das nicht so ausgeprägt.
Ansonsten schieße ich mich Ulme an. Die Verarbeitung und der passende Pfeil sind entscheidend.
Den fehlerverzeihenden Bogen gibt es nicht; allen anderen Bogenhersteller / Modelle wären sonnst schon längst Pleite / vom Markt.
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Feanor
Gast
Re:Der Bogen verzeiht ...
«
Antworten #6 am:
Oktober 22, 2010, 09:54:05 »
Moin Moin und danke erst mal für die zahlreichen Antworten
!
Wenn ich die Aussagen hier für mich zusammenfasse heißt das: Je kürzer der Bogen desto schwieriger zu schießen, je länger desto gutmütiger. Das sind die Erfahrungswerte, aber warum?
Was macht z.B. lange Wurfarme ruhiger?
Die Sache mit den Pfeilen und dem Shelf erschliest sich mir gut
. Das Extrem in diesem Bereich sind die Bogen mit Fenster. Hier spielt der Spine eine eher weniger große Rolle für den Geradeausflug. Hat man hingegen einen Langbogen mit dickem Griff muss das sicher ganz exakt passen wenn der Pfeil geradeaus fliegen soll. Verwackelt man dann noch die Hand beim Ablass nützt einem wahrscheinlich auch der richtige Spine nix mehr.
In wie fern denkt ihr wirken sich Vibrationen des Bogens nach dem Abschuss auf den Pfeilflug aus? Meine pers. Erfahrung ist: Eher weniger. Ich hab hier einen Grozer Türken bei dem landen ca. 45 % der Energie im Bogen, hat also ordentlich Handshock (vibiriert wie Vieh). Trotzdem würde er gesetzt dem Fall jeder Schuss ist identisch (meinerseits) die Pfeile nicht weiter als in einem 3 Zoll Kreis gruppieren (20 m). Nur leider bin ich mit meiner Leistung nicht so konsistent wie der Bogen
.
Grüße,
Feanor
Gespeichert
Ulme
Gast
Re:Der Bogen verzeiht ...
«
Antworten #7 am:
Oktober 22, 2010, 10:10:03 »
Zitat von: Feanor am Oktober 22, 2010, 09:54:05
Was macht z.B. lange Wurfarme ruhiger?
Den Wurfarmen ist das recht egal - die machen ja nur ihre Arbeit und diese so gut oder schlecht,
wie die Konstruktion des Bogens (One Piece oder Take Down, und da kommt es auf die Präzision des Mittelteils und der WA-Aufnahmen an)
und die Geometrie der WA es eben zulässt.
Der Teufel steckt wie so oft im Detail und das ist bei kurzen Bögen in erster Linie der spitze Sehnenwinkel,
welcher Lösefehler viel deutlicher in Erscheinung treten lässt.
Zitat von: Feanor am Oktober 22, 2010, 09:54:05
Ich hab hier einen Grozer Türken bei dem landen ca. 45 % der Energie im Bogen, hat also ordentlich Handshock (vibiriert wie Vieh).
Und warum tust du dir das freiwillig an - nicht dass dir der Bogen zu Feanors Fluch wird (z.B. Tennisellenbogen)
Zitat von: Feanor am Oktober 22, 2010, 09:54:05
Trotzdem würde er gesetzt dem Fall jeder Schuss ist identisch (meinerseits) die Pfeile nicht weiter als in einem 3 Zoll Kreis gruppieren (20 m).
Das würde wohl nahezu jeder Bogen, spannte man ihn in eine Schießmaschine ein.
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campfire
Administrator
Beiträge: 0
Re:Der Bogen verzeiht ...
«
Antworten #8 am:
Oktober 22, 2010, 10:23:59 »
also was ich nicht verstehen kann ist, dass sich immer hartnäckig die aussage "Mit nem kurzen Bogen klemmst du dir dir Finger ein und kannst net ordentlich schiessen" bzw. "spitzer sehnenwinkel ist nicht gut bei ablassfehlern" hält.
ich für meinen teil arbeite doch, wenn ich ablass fehler mache, an meinem ablass und kauf mir nicht einen längeren Bogen, oder?
Ich persönlich finde einen Bogen "gutmütig" oder "fehlerverzeihend" (obwohl ich den ausdruck nicht mag - fehler muss ich als schütze ausgleichen und nicht mein material find ich), wenn er ein relativ hohes eigengewicht hat und somit "sicher im schuss steht". lange bögen fühlen sich nicht so "kippelig".
aber: letztendlich liegt alles am schützen. henry und ich haben am mittwoch mal 18 meter scheibe trainiert - er find mit seinem custom hawk an und hat dann später aber mit seinem quickstick, der ja leichter ist und somit "schussunruhiger" trotzdem besser geschossen. länge sind sie beide identisch.
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Ulme
Gast
Re:Der Bogen verzeiht ...
«
Antworten #9 am:
Oktober 22, 2010, 10:42:14 »
Zitat von: Markus am Oktober 22, 2010, 10:23:59
also was ich nicht verstehen kann ist, dass sich immer hartnäckig die aussage "Mit nem kurzen Bogen klemmst du dir dir Finger ein und kannst net ordentlich schiessen" bzw. "spitzer sehnenwinkel ist nicht gut bei ablassfehlern" hält.
Finger klemmen kann ich nicht bestätigen, ich habe auch kein Probleme damit (52'' Bogenlänge bei 29'' Auszug).
Aaaaber: wer von uns hat schon das perfekte Release? Ich kannte genau einen Menschen, welcher von der Präzision
des Release reproduzierbar nahezu an einen Maschinenablass hinkam - belegt in den 80er Jahren durch damals noch enorm aufwändige
Hochgeschwindigkeitsaufnahmen der TU Graz.
Leider lebt er nicht mehr, aber sei nFITA Rekord ist in Österreich seit 1983 (!) ungeschlagen. Soviel zum Material.
Je kürzer der Bogen, desto eklatanter wirken sich Fehler aus.
Das fällt nicht so auf, wenn man von Haus aus 60'' Bögen schießt.
Und:
Zitat von: Markus am Oktober 22, 2010, 10:23:59
henry und ich haben am mittwoch mal 18 meter scheibe trainiert - er find mit seinem custom hawk an und hat dann später aber mit seinem quickstick,
der ja leichter ist und somit "schussunruhiger" trotzdem besser geschossen. länge sind sie beide identisch.
Das ist
auch
immer eine Frage des Zuggewichts. Ein Bogen ab 55# zieht dir die Finger von alleine auf, da werden Releasefehler
ebenfalls etwas kompensiert.
Ich schieße mit meiner > 60# Widow nachweislich besser, sprich was die Gruppierung und auch die Kills betrifft, als mit der 51# Witwe.
Aber dafür geht mir (derzeit) nach spätestens 33 Pfeilen in Serie der Saft aus.
Und da wäre da noch eine Frage der Bogenart und -geometrie.
«
Letzte Änderung: Oktober 22, 2010, 10:45:05 von Ulme
»
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Feanor
Gast
Re:Der Bogen verzeiht ...
«
Antworten #10 am:
Oktober 22, 2010, 14:38:23 »
Hmmmm interessant interessant, wie die Meinungen da auseinandergehen.
Die Geschichte mit dem Zuggewicht habe ich auch schon mal gehört, ab 45 Pfund (vielleicht auch 55 ) wird bezüglich des release vieles einfacher, eben weil die Finger praktisch von allein geöffnet werden.
Bemerkenswert finde ich die Sache mit dem Sehnenwinkel. Klar, je kürzer der Bogen desto spitzer. Vielleicht ist da bei mediterranem Ablass die Tendenz höher das da was unregelmäßig abgleitet. Vielleicht gibt es noch andere Erklärungen dazu !?
Achso und warum tue ich mir das eigentlich an? Es gibt glaube ich momentan 3 Gründe:
1.) Ich hab' 2 Bögen: ein 60 ' Impala und den 45 # Türken, aber im Moment nur eine Zielmöglichkeit und die steht auf ca. 17m. Würd' ich mit dem Impala schießen krieg ich die Pfeile kaum raus ausserdem verkürzt es die Halbwertszeit der Scheibe beträchtlich.
2.) Ich finde der Grozer ist viel weniger fehlerverzeihend. Wenn ich hier was falsch mache landet der Pfeil sofort in der Wand oder prallt davon ab. Später will ich mal auf was "Besseres" umsteigen und erwarte mir dann das meine Punkte förmlich explodieren
3.) Die kleinen Bögen sind einfach doll
Sie haben nicht die Eleganz wie ein Yumi oder Langbogen, aber wenn man den Bogen da an seine Grenzen bringt, wie sich die Wurfarme da um 90 ° biegen und dann der spitze Sehnenwinkel... seltsame Ästhetik aber das gefällt mir.
Grüße,
Feanor
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Feanor
Gast
Re:Der Bogen verzeiht ...
«
Antworten #11 am:
Oktober 22, 2010, 15:55:46 »
Achso und einen Punkt habe ich noch vergessen:
4.) Wenn ich beim nächsten Turnier damit (Grozer) daneben schieße kann ich sagen: "Mit dem ist das ja auch viiiiiieeel schwerer... !!!"
Grüße, Feanor
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