Thoringi
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Re:Messer schmieden für Anfänger?
« Antworten #4 am: November 18, 2014, 09:40:12 » |
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Hallo
Messermachen hat nur mittelbar was mit Schmieden zu tun. Es sei denn Du willst ein rustikales Mittelaltermesser. Ich mache meine Messer, indem ich diese entweder aus geeignetem Werkzeugflachstahl oder vom Schmied meines Vertrauens gefertigten Damaststahlplatten. Beides muss weichgeglüht sein. Sonst wird es nix mit der Bearbeitung.
Auf diese Flachstähle zeichne ich mittels Schablone die Konturen des Messers, welche ich im Anschluss mit der Flex grob ausschneide. Im Anschluss schleife ich am Senkrechtschleiftisch die Konturen und Radien des Messerrohlings.
Jetzt kommt das knifflige, der Schliff der Schneide. Dabei kann man entweder frei Hand schleifen (so mache ich es) oder mittels einer Führung mit Winkeleinstellung schleifen. Es empfiehlt sich das Finish des Messers schon sehr fein auszuschleifen, da es nach dem Härten sehr schwierig wird Kratzer etc. wegzuschleifen.
Als letztes vor dem Härten Bohre ich die Löcher für die Pins der Griffschalen, weiterhin wenn zur optimalen Gewichtsverteilung des Messers weitere Hohlbohrungen, welche unter den Griffschalen verschwinden.
Jetzt wird gehärtet. Bei rostenden Werkzeugstählen geht das auch im Holzkohlenfeuer, wenn es etwas zwangsbeatmet wird. Die Temperatur kann man an der Glühgabe des Stahls bestimmen. Da gehört etwas Übung dazu. Wichtig ist, dass man das Härten nie bei direkter Sonneneinstrahlung macht, weil dies die Bestimmung der Glühfarbe schwierig macht.
Ich nutze mittlerweile einen Härteofen, bei dem ich die Härtetemperatur genau einstellen kann und so die Haltezeit der Klinge in der je nach Stahl vorgegebenen Temperatur genauer bestimmen kann. Die meisten rostenden Werkzeugstähle werden bei 810-840 Grad gehärtet, dies geschieht durch Abkühlung im Ölbad (ih nehme Rapsöl in einer alten Munitionskiste), dabei die Klinge im Öl schwenken. Nach der Abkühlung besitzt die Klinge die sog. Glashärte und ist jetzt so hart, dass sie beim Schlagen auf einen Stein, brechen würde. Durch das Anlassen (bei dem 1.2519 2x 1h bei 100 Grad im Backofen bei Umluft, dazwischen Wasserabschreckung, erreicht man 63-64 Grad Rockwell Härte, beim Anlassen 2x 1 Stunde bei 200 Grad 59-60 Grad Rockwell). Dies nennt man dann im gesamten Wärmebehandlung und ist bei jedem Stahl unterschiedlich.
Das Härten von rostfreien Stählen ist deutlich komplizierter, da dies bei Temperaturen von 1050 - 1150 Grad geschieht und sehr schnell gehen muss, oft auch im Vakuum mit anschließender Tiefkühlung in flüssigem Stickstoff und bei Anlasstemperaturen von 400-500 Grad. Bei unbedingt rostfreien Klingen, lasse ich dies von einer Härteren erledigen.
Nach dem Härten in Öl bildet sich auf der Klinge Ölzunder, der durch vorsichtiges Schleifen wieder entfernt werden muss. Dabei ist darauf zu achten, dass die Klinge nicht wieder zu heiß wird, da ansonsten die Härtung verloren geht. Dabei braucht man unbedingt einen Bandschleifer mit Drehzahlregelung.
Jetzt kommt nur noch die Griffmontage und die Interessierten wissen jetzt, was für ein Aufwand dahintersteckt.
Gruss
Marcus
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