Da wir hier ja am Lagerfeuer sitzen, gehören natürlich Geschichten und Erzählungen dazu, wie der Rauch in den Klamotten, den man 3 Tage lang nicht raus bekommt. Ich möchte von euch jetzt mal ne Geschichte über euren "besten Schuss" hören. Und weil ich weiss, dass aller Anfang schwer ist, fang ich auch gleich mal an:


Das ganze war so. Vor einiger Zeit wurde ich von einem guten Freund gewzungen, mal wieder an unserem Vereinsturnier der Ahorner Bogenschützen mit zu machen. Da ich ja momentan eher weniger dazu komme, irgendwelche Turniere zu schiessen, und von daher eh nicht im Training stehe, wollte ich auch nicht so recht. Er sagte aber: "Ach komm! Wir haben extra für dich den Byron Ferguson Ringschuss gestellt! Du musst kommen!".

Zum Hintergrund sei erwähnt, dass ich den Byron-Ferguson-Ringschuss auf meinem privaten Gartenfest-Turnier auch schon mal gestellt habe, und den nur ein einziger Teilnehmer erfolgreich absolviert hat. Es geht darum, einen normalen Finger-Herren-Ring mit dem Pfeil an die Zielscheibe zu nageln; also durch den Ring zu schiessen, sodass dieser nicht mehr von seiner Aufhängung an der Scheibe herunterfallen kann.

"Na gut", sagte ich, "dann komm ich halt. Ich kann aber nix versprechen, da wir am Samstag meinen Quick Stick umschleifen und ölen wollen - ich hoffe, der wird bis zum Sonntag (Turniertag) dann fertig."

Der Bogen wurde fertig. Am Samstag nacht um 11.00 Uhr. Danach fix nach Hause, ab ins Bettchen, am nächsten Morgen raus, die dritte Ölschicht einfach weggelassen, weil es war ja Turniertag und das wäre nie rechtzeitig getrocknet. Auf dem Turnier aufgelaufen, lief ganz gut für nen neuen Bogen und dann kam der Ringschuss. Naja, eigentlich kam vielmehr erstmal die Mittagspause, und direkt neben den Bierbänken und der Kaffee- und Kuchenstation war der Ringschuss aufgebaut. Auf ca. 6-7 Meter galt es also einen Ring zu treffen bzw. genau in die Mitte durch den Ring zu schiessen.

Da wir eine relativ kleine Gruppe hatten, musste ich gleich als 2. oder 3.er schiessen, während alle anderen Bogenschützen mampfend und trinkend auf ihren Bierbänken saßen und belustigt dabei zusahen, wie die armen Schützen am Ring vorbei geschossen haben. Dann war ich an der Reihe. Es ist ja nicht so, dass Gemurmel wie "jetzt simmer mal g'spannt" oder "wenner so schiesst wie im Film dann müsst ja klapp'n" etc. irgendwie hilfreich sind. Darüber hinaus schiesse ich vor Publikum eh immer schlechter als alleine - aber diesmal wollte ich den perfekten Schuss abliefern. "Jetzt hauste das Ding einfach rein - du kannst das!", sagte ich mir, während ich den Pfeil aufnockte.

Dann suchte ich mir einen Punkt auf der Zielscheibe "im Ring" - ein kleines dunkles Stückchen erregte meine Aufmerksamkeit; ich fokussierte mich komplett auf dieses kleine Stückchen Schmutz oder was auch immer im innern des Rings zu sehen war - ankerte lange und konzentriert - und lößte.

Ihr kennt dieses Gefühl, wenn unmittelbar nach dem Release sich dieses "ja - der sitzt!"-Gefühl breit macht. Diese Gewissheit der perfekten Bewegung - ein unbeschreibliches Gefühl. Dann folgte das unvermeidliche: "Plöck" - "frrrrrrrrrr" - der Ring wirbelte um meinen Pfeilschaft herum - Jubel und Klatschen holten mich wieder in die normale Welt zurück. An diesem Tag war ich einer von zwei Schützen, die diesen kleinen Ring getroffen haben. Ich war happy - das Restturnier war mir egal ^^

Der Odysseus-Schuss

Wer die Geschichte kennt, weiss, dass man hierbei durch 12 Ringe vom Durchmesser 10cm einer Ringaxt schiessen muss. Pero hat da für uns was gebastelt, was diesem Schuß exakt nachbildete. Er hatte 12 Ringe aus Schmiedeeisen gebastelt und sie auf einem Holzgestell hintereinander angebracht. Am Ende war ein Luftballon, um zu beweisen, dass der Pfeil auch wirklich durch die Ringe ging. Ich war gespannt, ob ich es hinbekommen würde. Die Entfernung zu den Ringen betrug ca. 15m, eine Entfernung, bei der ich eigentlich recht präzise schiesse. Ok. 1. Pfeil aufgelegt. Schuß. Etwas zu hoch. Es war nicht einfach das Ziel zu fixieren. 2.Pfeil aufgelegt. Schuss. Es machte "Klong" und meinen Carbonpfeil zerriss es in mehrere Teile. Das war knapp. Ein Blick auf den Pfeil verriet mir, dass ich mit dem vorderen Teil bereits in den Ringen war, allerdings nicht präzise genug, um ein Anschlagen des Pfeiles an den Ring zu verhindern. Jetzt wo ich so nahe dran war, konnte ich ja nicht aufhören. Also 3. Pfeil eingenockt, nochmal konzentriert. Schuss. Ich hörte ein "Tock" und der blaue Luftballon zerplatzte. Ein befreites YES verließ meine Lippen. Ich hatte es geschafft!!! Ich konnte es kaum glauben. Welch ein Wahnsinns-Schuß. Die umherstehenden Bogenschützen applautierten anerkennend. Wow, welch ein Gefühl. Danach ging es erstmal zum Runterkommen mit nem Bogenfreund auf den Parcours. Ich schoss nicht besonders gut, aber das war mir dann irgendwann auch egal.

Ich hab jetzt nicht DEN besten Schuss parat... Aber es gibt ein paar "recht gute" Schüsse an die ich mich erinnere.

Grundlegend ist DER Schuss ja etwas sehr geiles, etwas was einem den Antrieb gibt immer weiter zu machen und weiter, hauptsache man kann irgendwann noch mal dieses Gefühl haben. DER Schuss ist nicht derjenige der einem so wegrutscht und huch ohje - ach krass - guckmal, trotzdem voll im schwarzen... Es ist idR so wie Markus das beschrieben hat - man weiss im Moment des Ablasses schon "YES".

Was ich oft bemerkt habe ist, dass ein gewisser Ansporn hilfreich ist - Ansporn im Sinne einer besonderen Schusssituation z.B. Nach 2 Stunden alleine auf nem Platz mit ner Scheibe wird es sicher keinen unfassbaren YES Schuss geben. Als jemand der als Musiker schon oft auf ner Bühne gestanden hat mag ich es z.B unter "Puplikumsaufsicht" zu schiessen - also das was Du, Markus bei Deinem Ringschuss beschrieben hattest. Mir gefällt das, ich bin dann "wacher".

Oft ist es aber auch der Anspruch des Schusses... Was weiss ich - 50 Meter zwischen zig Bäumen durch schräg nach unten - mit der Gewissheit "der Pfeil ist weg/kaputt wenn ich nicht treffe".. da reisst sich ES dann irgendwie brutal zusammen und ich mir den a*** (Anm: autom. geändert) auf udn dann... ZACK ... wow wie geil... Man sollte dann aber nicht noch mal schiessen, denn der nächste Pfeil ist garantiert sonstwo im Gemüse...

Mein bester Schuss?

der kommt vll. noch.
Ich warte täglich drauf.


Grüße die Cobra

Bester Schuss ... bester Schuss ... ne an so einen Schuss kann ich mich nicht erinnern. Ich freu mich immer wenn ich treffe und wenn ich gut treffe freue ich halt noch mehr.
Ich habe aber mit Pfeil und Bogen schon sowas wie magische Momente beim Kerzenschießen im Dunkeln erlebt.

Wenn es stockdunkel ist, so dass man den Pfeil quasi blind einnocken muss und das einzige Lichtlein eine kleine Kerzenflamme in 18m Entfernung ist, deren Schein gerade noch ausreicht um die 40er Fitascheibenauflage, welche eineinhalb Pfeillängen hinter der Kerze auf die Scheibe getackert ist, ganz schwach zu beleuchten, dann kann der Instinktivschütze magische Momente erleben.

Ich hatte schon fast eine Stunde auf die verfluchte Kerze geschossen, aber außer dass ich sie x mal vom Ständer geschossen hatte ist mir noch nichts gelungen. Mein Ziel war die Kerze genauso wie der Herr Ferguson mit einem präzisen Schuss zu löschen, ohne die Kerze selber zu treffen.
Also erst mal eine Zigarette anzünden, vielleicht hilft das ja. Nach zwei Zügen kann ich es schon nicht mehr erwarten. Mit der Zigarette im Mundwinkel nock ich den Pfeil ein, schau den hellen Punkt vor mir an, zieh aus und plopp. Der Pfeil steckt in der Boosterscheibe und die Kerze glimmt nur noch. Whow ich hab es geschafft.
So jetzt erstmal fertigrauchen und dann mal sehen ob ich das reproduzieren kann.
Die Kerze ist angezündet der Pfeil gezogen und schon wieder eingenockt und während ich noch darüber nachdenke wie cool der letzte Schuss war, macht es wieder plopp und der Kerzendocht glimmt.

Am nächsten Abend sind wir nach Rauenzell zum Nachtschießen. Im Steinbachwald war es genauso Dunkel wie am Vorabend zuhause. Die Tiere waren mit Biodieselfackeln schwach beleuchtet. Eigentlich hätte ich an diesem Abend gewinnen müssen. Ich hatte es ja am Vorabend erlebt, dass Bogenschießen auf magische Art einfach funktionieren kann.
Über mein Schießergebnis bei diesem Nachtschießen decken wir einfach den Mantel des Schweigens.

Ich hab seitdem wiederholt bei Dunkelheit auf meine Kerze geschossen. So einen Lauf hab ich aber nie mehr zusammengekriegt.
Es ist aber trotzdem magisch, auch wenn man nur nah dran ist. Die Pfeile blitzen nämlich kurz auf wenn sie nah an der Kerzenflamme vorbeifliegen.

Viele Grüße,

Jürgen