Wie weit da der Bogen gezogen wird. Bis zu Hinterkopf. Sozusagen ein virtueller oder gedanklich festgelegter Ankerpunkt. Ich sage es mal so obwohl es bestimmt nicht der richtige Ausdruck ist. Die Drehbewegung der linken Hand ist kaum zu sehen. Beeindruckt mich doch sehr.

Hallo Kyujin.
Gib doch bitte mal zwei bis drei Fachbücher, die Du empfehlen kannst, vielleicht auch eins in deutscherer Sprache.
Danke
africanarcher

Zunächst der übliche Disclaimer:

Man kann kyûdô genausowenig aus Büchern lernen, wie das Spielen von Renaissancemusik auf Originalinstrumenten. Das Beispiel habe ich zwar bis zur Ermüdung vielfach wiederholt, es trifft aber den kulturellen Kern der Sache. Was wir lernen und unterrichten, ist eben nicht irgendwie mit dem yumi zu schießen, sondern das kulturelle Gesamtpaket. Als der Gründer der Heki Ryu starb, malte Dürer dieses Bild:



Das japanische Bogenschießen mit den asymmetrischen Bögen an sich ist noch einmal über 1000 Jahre älter.

Ein erfahrener westlicher Bogenschütze wird aber in unserer Literatur schon im Prinzip Unterschiede und Parallelen entdecken können.


Zur Heki Ryû Insai Ha:

Der Klassiker in deutscher Sprache seit 79 (aber leider von Weinman nie aktualisert, sondern nur nachgedruckt) ist

http://www.amazon.de/Kyudo-Way-Feliks-F-Hoff/dp/3878920369/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=books&qid=1297342130&sr=1-2

den es in einer aktualisierten und deutlich schöner aufgemachten Übersetzung auch auf Englisch gibt

http://www.amazon.com/Kyudo-Way-Feliks-F-Hoff/dp/1570628521/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1297342239&sr=1-1

Um Ostern kommt neu das "Kyudo Jotatsu Book" von Prof Mori, das auf Japanisch wohl schon vergriffen ist. Das ein ausführlich bebildertes Technikbuch (oder eher: kommentierte Bildsequenzen und Diagramme) in der Art von "Better Golf" oder "Better Archery". Vielleicht nicht für ganz unbeleckte, aber sehr spannend.

http://www.ruther-verlag.de/kami/b_Jotatsu.htm

Das aktuellste Buch, gemeinschaftlich von unseren Lehrern (unter anderem Prof. Mori und Prof. Sato) herausgegeben, ist

http://www.amazon.co.jp/弓具の雑学事典-森-俊男/dp/4789921301/ref=pd_sim_b_1

aber das hilft wirklich nur mit sehr guten Japanischkenntnissen. Vielleicht später mal in Übersetzung - man kann ja hoffen.

Hier liegen einige Bilder und Texte (deutsch oder englisch)  zum Download:

http://www.shuitsukankyudojo.de/

Mehr Texte - unter anderem auch zur technik des modernen shômen-Stils - liegen hier:

http://www.kyu-do.de/html/downloads.html

Wer sich für den kulturhistorischen Hintergrund der Idee von "Zenbogenschießen" interessiert, sollte vor allem diesen Text lesen:

http://nirc.nanzan-u.ac.jp/publications/jjrs/pdf/586.pdf

Eine aktualisierte und erweiterte Bearbeitung des Themas liegt mittlerweile als Buch vor

http://www.press.uchicago.edu/ucp/books/book/chicago/S/bo6512379.html

Vieles von dem was über kyûdô im Netz zu finden ist, bedient und verstärkt leider nur stereotype Erwartungen. EIn typisches Beispiel ist dieses beliebte Bild:

http://www.flickr.com/photos/sabekujikaneda/3482596377/lightbox/

Gute Photographie, e goldisch Määdsche und ein japanischer Bogen, bloß: Keine Spur von Sachverstand. Falscher Stand, falscher Griff, und nebenbei haben sie die Ärmste in ein vier Nummern zu großes Oberteil gesteckt. Das wirklich lustige ist aber, daß die Bögen falsch herum aufgespannt sind.

Nicht überall, wo Kyudo draufsteht, ist auch kyûdô drin.

Danke für das PDF, den Herrn H. hab ich nämlich schon gelesen und mir auch meine Gedanken dazu gemacht .. hab ich etwas Abendlektüre ...

So dünn sind die kyûdôjô gar nicht gesät:

Mittlerweile gibt es wohl zumindest im Westen in jeder größeren Stadt einen Verein, und etliche auch im Osten. Eine Liste liegt auf www.kyudo.de. Einen Anfängerkurs kann man ja ohne all zu großen Zeitaufwand absolvieren, und weiß dann immerhin mehr als vorher.

Apropos Verein: Individualisten seien gewarnt, kyûdô ist eine durch und durch konfuzianistisch geprägte soziale Veranstaltung (als Hintergrund lese man den Text über das Reiki Shagi auf www.kyu-do.de) und hat Aspekte, die prinzipiell nur in der Gruppe zu verwirklichen sind. Das ist für unsereinen oft ziemlich unbequem. Die hierarchischen Strukturen im budô laden zum Mißbrauch ein, damit muß man umgehen können, in welcher Rolle man da auch zufällig steckt. Es sei aber gesagt, daß unsere Lehrer sehr zurückhaltend-höfliche Akademiker sind und als Rollenmodelle stilbildend gewirkt haben. Gutturales Gebrülle und pseudomilitärisches Männchenmachen wird man bei uns kaum erleben.